Punkt und Linie sind elementare grafische Gestaltungsmittel. Der Einsatz von Konturlinien,
Schraffuren sowie Strukturen bestimmt nicht unwesentliche Teile bildnerischen Gestaltens und
ist vielpraktizierter Bestandteil der an Kunstschulen vermittelter Fertigkeiten. Ein Material, das sich für derartige Unterrichtsmodule besonders eignet, ist der klassische Schabkarton, eine mit Porzellanerde überzogene Pappe, die mit schwarzer Farbe versiegelt wird. Die so entstandene Oberfläche ermöglicht das Herauskratzen zarter Linien. Die Dozentin und Künstlerin Line Hoven arbeitet fast ausschließlich mit diesem Material. Sie bezeichnet das Ritzen in den präparierten Karton als „die gefährlichste Art zu zeichnen“. Das meint aber eher, dass die Technik wenig Fehler verzeiht als den Umgang mit den spitzen Ritz-Werkzeugen. Korrekturen sind nur partiell möglich. In dem Workshop werden „Berührungsängste“ zum scheinbar komplizierten
Material abgebaut. Den Teilnehmenden wird vermittelt, wie auch ohne besondere Vorkenntnisse
schnelle und eindrucksvolle Ergebnisse mit der ungewohnten Technik zu erzielen sind und wie
der Umgang mit dem Schabkarton grafische Fertigkeiten schult sowie grundlegende Kenntnisse in den Gestaltungsbereichen Komposition und Bildform vertieft. Die vorgestellten Praxisbeispiele sind in besonderer Weise geeignet, Praxisbausteine für den Kunst- und Kursunterricht verschiedener Jahrgangsstufen zu bilden. Nach einer theoretischen Einführung und der Vorstellung von Praxisbeispielen wird der Umgang mit verschiedenen Werkzeugen erprobt. Auch Materialfragen für praktische Anwendung in der Vermittlung werden diskutiert.