Eine verzerrte Stimme, erkennbar an ihrem rauen, heiseren oder lauten Klang, ist nicht nur ein Nebenprodukt von intensiven Emotionen, wie Aufregung oder Wut, es ist eine bewusste künstlerische Entscheidung, die der Stimme Charakter verleiht und die Tiefe der Darbietungen in einer Vielzahl von Genres verstärkt. Sei es der düstere Gesang des Rocks und Metal oder die emotionale Intensität von Blues, Gospel und sogar klassischer Musik.
Dieser Workshop taucht tief in die Welt der Intentional Voice Distortions (IVDs) ein, einem faszinierenden Aspekt des stimmlichen Ausdrucks, der über die stereotype Assoziation mit Heavy Metal hinausgeht. IVDs werden in den Genres moderne/zeitgenössische/kommerzielle (CCM), traditionelle Musik, experimenteller Gesang und sogar in der Welt der Schauspielerei, des Synchronsprechens und der Computerspiele genutzt.
Die Funktionsweise von Verzerrung entdecken
Der Workshop bietet praktische Einblicke in verschiedene Gesangstechniken, wie z. B. die Manipulation der Schwingungsmuster der Stimmlippen, der Kehlkopf- und Rachenstruktur, einschließlich weniger gebräuchlicher Strukturen wie der aryepiglottischen Falte, dem Stellknorpel und sogar dem Zäpfchen als Oszillatoren. Durch angeleitete Übungen, können die Teilnehmer*innen Eindrücke davon gewinnen, welchen Einfluss die genannten Elemente und subglottale Druckstufen auf die charakteristische Rauheit verzerrter Stimmen haben, bzw. wie mithilfe dieser Techniken „Verzerrungen“ erzeugt werden können.
Über das Technische hinaus legt der Workshop den Schwerpunkt auf die Gesundheit der Stimme und zeigt, wie man kraftvolle, verzerrte Klänge ohne Anstrengung erzeugen kann. Die Teilnehmer lernen, wie sie die Lautstärke kontrollieren können. Subglottisches Druckmanagement und auditives Feedback sowie kleine Veränderungen innerhalb des Vokaltrakts können die Tonhöhenwahrnehmung und das Timbre dramatisch verändern und ihre Stimme bereichern. Des Weiteren behandelt der Workshop Strategien zur Erhaltung der Stimmgesundheit, um sicherzustellen, dass Sängerinnen und Sänger ihre einzigartige Stimmidentität bewahren und gleichzeitig neue künstlerische Möglichkeiten erkunden können.
MAURO FIUZA ist ein brasilianischer Gesangslehrer und Stimmforscher mit einer tief verwurzelten Leidenschaft für IVDs. Derzeit promoviert er im Fach Gesangspädagogik an der Fakultät für Stimme, Musik und Sprache der UNED in Madrid. Mauro studierte unter anderem bei sehr renommierten Stimmwissenschaftlern wie Johan Sundberg, Filipa Lã und Sten Ternström. Seine Entwicklung vom Metal-Sänger zum Stimmforscher folgte mit seinem Master in Patholinguistik, während dem er die Physiologie und Akustik verzerrter Stimmen untersuchte.
Mauro arbeitet unter anderem als Gastdozent an Universitäten in Brasilien, Kolumbien und Spanien und leitete Workshops und Vorträge in zahlreichen Ländern wie: Argentinien, Österreich, Brasilien, Kolumbien, Estland, Finnland, Frankreich, Lettland, Deutschland, Peru, Polen, Spanien, Schweden und in den USA. Er war Gründungsmitglied des brasilianischen Verbandes der Gesangslehrer und der ehemalige Koordinator der World Voice Day Website.